Just Another Ant |
Tuesday, 20. August 2002
"Blinded By The Right"
FraFuchs
20:42h
Man tut dem Journalisten David Brock sicher nicht unrecht, wenn man ihn als "right-wing hack" bezeichnet. Jedenfalls war er ein wichtiger Teil einer medialen Kampagne, die sich gegen die afro-amerikanische Juristin Anita Hill richtete. Hill hatte dem für den Obersten Gerichtshof nominierten konservativen Clarence Thomas "sexual harrassment" und Meineid vorgeworfen. Wie Brock nun in seiner vor ein paar Monaten erschienen Autobiographie/Konfession "Blinded By the Right: The Conscience of an Ex-Conservative" zugibt, bestanden seine bis zur Buchform ("The Real Anita Hill") ausgewälzten Attacken größtenteils aus dreisten Lügen. Finanziert wurde diese "character assassination" von einem Netzwerk rechter Gönner, die ihre Meinungen innerhalb der Medien für marginalisiert hielten. Das Unternehmen erwies sich als erfolgreich - Hill war diskreditiert, Thomas wurde gewählt, ist noch heute im Amt und damit auch mitverantwortlich für die Bestätigung des Wahlsiegs von George W. Bush. Eine kurze Einführung in die Vorgänge bietet die SZ ... Link
Polymath
FraFuchs
18:46h
In letzter Zeit habe ich eine etwas naive Begeisterung für umfassendst gebildete Menschen entwickelt. Wenn ich z.B. höre, daß der Afrikaforscher Heinrich Barth [Zeittafel/Biographie/HB am Ufer des Niger] 54 Sprachen beherrscht hat, finde ich das begeisternd. Allerdings reagieren weniger beeindruckbare Leute als ich bei dieser Zahl schon mal mit Spott... James Murray [Editors of the OED/Traces of J.M. in the OED], der Herausgeber des Oxford English Dictionary, erfüllt ebenfalls mein Bedürfnis nach Gelehrtenidolatrie. Hier ein Ausschnitt aus Simon Winchesters recht bekanntem - wenn auch meiner Meinung nach nicht unbedingt optimal gelungenem - Buch "The Surgeon of Crowthorne"(engl. Titel)/"The Professor and the Madman"(amerikan. Titel). James Murray bewirbt sich im Alter von 29 Jahren (1867) beim Britischen Museum: "Ich muß sagen, daß die Philologie mein ganzes Leben lang mein Lieblingsthema gewesen ist und daß ich eine allgemeine Vertrautheit mit den Sprachen & Literaturen der arischen und syr-arabischen Klassen besitze - was nicht heißen soll, daß mir alle oder fast alle davon geläufig sin, aber daß ich jenes allgemeine lexikalische und grammatikalische Wissen, mit dem die genauere Kenntnis nur eine Frage von ein wenig Fleiß ist. Mit einigen bin ich etwas vertrauter, wie beispielsweise mit den romanischen Sprachen Italienisch, Französisch, Katalanisch, Spanisch, Lateinisch & in geringerem Maße mit dem Portugiesischen, Waadtländischen, Provenzalischen und diversen Dialekten. Im germanischen Zweig bin ich einigermaßen vertraut mit dem Niederländischen (an meiner Arbeitsstätte muß ich Schriftverkehr auf holländisch, deutsch, französisch & gelegentlich in anderen Sprachen lesen), Flämischen, Deutschen, Dänischen. Mit dem Angelsächischen und dem Mittelgotischen habe ich ich viel eingehender befaßt. Ich weiß ein bißchen über das Keltische und beschäftige mich zur Zeit mit den slawischen Sprachen, praktische Kenntnisse des Russichen habe ich mir bereits angeeignet. Das Persische, die Achämenische Keilschrift & Sanskrit kenne ich im Rahmen der vergleichenden Literatur- und Sprachwissenschaft. Mit dem Hebräischen und Syrischen bin ich so weit vertraut. daß ich das Alte Testament und die Peschitta vom Blatt lesen kann; in geringerem Maße beherrsche ich Aramäisch, Arabisch, Koptisch und Phönizisch, soweit es bei Genesios vorkommt." Außerdem beschäftigte sich Murray intensiv mit Geographie, Geologie, Botanik, Geschichte, Astronomie und Archäologie. Seine Bewerbung wurde übrigens abgelehnt. Doch "[s]chon bald tröstete er sich auf bewährte Art und Weise - mit einem lexikalischen Vergleich der Zahlensysteme, die die Wowenoc-Indianer im amerikanischen Maine und die Heidelandbauern in Yorkshire beim Schafezählen verwenden." (S. Winchester) ... Link |
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