Paul Celan: Gedichte
Höchst interessant finde ich als Laie Helmut Böttigers Besprechung [DLF Büchermarkt] der von Barbara Wiedemann herausgegebenen Celan-Gedichte. Zitat:
Celans Bibliothek ist äußerst aufschlussreich. Celan hat bei seinen Lektüren häufig Wörter angestrichen, die sich dann in seinen Gedichten finden – seltene, auffällige oder bildhafte. Es ergeben sich unerwartet konkrete Bezüge. Aus „Brehms Tierleben“ etwa entnahm Celan die Bezeichnungen für Lebewesen wie „Steindattel“, eine Muschelart, oder „Lungenqualle“ – diese Wörter tauchen als Chiffren, die einen neuen Assoziationshorizont erschließen, in Gedichten von ihm wieder auf. Besonders fruchtbar scheint die Lektüre von Jean Pauls „Kampaner Thal“ und Arno Schmidts „Leviathan“ gewesen zu sein, hier schrieb sich Celan viele Wörter heraus, die ihm unverbraucht schienen, die er in seiner Lyrik neu intonieren konnte. Bei Jean Paul finden sich Wörter, die Tausende von Celan-Exegeten in aller Welt bisher in ihrer Rätselhaftigkeit ins Schwitzen gebracht haben, Wörter wie „Schneegarn“, „Sprachgitter“, „Schlafkorn“ oder „Neben-Erde“. Das Wort „Nebenerde“ beispielsweise taucht am Anfang von Jean Pauls im Jahr 1797 veröffentlichten wundersamen Geschichte „Das Kampaner Thal“ auf. Der MP3-Mittschnitt der Sendung ist derzeit noch nicht online, dürfte aber bald unter dieser Adresse zu laden sein.
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Last update: 1/4/11, 4:30 PM
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