Harun Farocki über Fassbinder und dessen "Acht Stunden..."
Der Fassbinder, den ich zu Lebzeiten ganz furchtbar fand, mich furchtbar störte, mit seinem Verfahren, weil er ja auch so unprogrammatisch war und so prinzipienlos, weil er ja nicht Avantgarde, sondern zurück zum scheinfunktionierenden Kino trieb, das er fast für sich selber wiedererfand. Heute würde ich auch sagen, daß das im Sinne Deiner Frage ein linker Filmemacher gewesen ist. Also 'Acht Stunden sind kein Tag' ist für mich Literatur der Arbeitswelt im Fernsehen. (Lacht) Das ist furchtbarer Scheiß. Aber wahrscheinlich hast Du trotzdem recht, ich hab das neulich mal gesehen. Wenn die Arbeiter sich immer so zunicken, wenn die Hanna Schygulla dem John da so zunickt, und Kopf hoch, wir schaffen das schon, unglaublich, als ob Deutschland 1941 in einer Bombennacht überleben müßte. Es ist ja wirklich die gleiche Figur, des Kopf hoch, wir schaffen das schon! Und wir kleinen Leute sind gar nicht so dumm. Das ist ja eigentlich ganz entsetzlich, und vor allen Dingen die Lieblosigkeit seiner Inszenierung, wo er immer so an der Maschine steht und sagt: Ey hör mal hast Du eigentlich... Das ist ja unglaublich, dieser Vorwand, zwischen Boulevardtheater und Industrie hin und herzuschwanken. Gut, vielleicht ist das trotzdem ein ganz großartiger Film. Ich hab damit oft genug meine analytischen Niederlagen erlebt. [Was war links? Folge 4]
Was war links? ist eine "offizielle" Homepage, die meinem Ideal entspricht: Keine Frames, Javascript etc., dafür aber komplette Transkriptionen. Aus denen sich übrigens einiges zitieren ließe, z.B. W.F. Haugs merklich animierte Bemerkungen gegen Ende der 4. Folge.
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