Just Another Ant
Monday, 30. December 2002
Zitat des Tages

Ich weiß zwar nicht, ob der letzte Satz einer genaueren Prüfung standhalten würde (Vermutung: Nein), eine gute Pointe gibt er aber allemal ab.

"Vier spekulative Blasen sind betroffen, weiß die informierte Kritik. Die erste ist der Zukunftshandel, das Ensemble der immateriellen Wetten auf Hard- und Software, Biotech und anderes. Die zweite Blase sind die Börsenwerte, die den Start-up-Jubel finanziert und seit ihrem Höchststand im März 2000 ein bis zwei Drittel Wert verbrannt haben. Die dritte sind, vor allem in Amerika, die Immobilien: Familie Summers aus Sunnydale in Kalifornien [wieder einmal eine von D. Daths "Buffy" Anspielungen - F.F.] hat inzwischen Hypotheken auf ihren Hypotheken sitzen, alte Leute machen Pleite, und junge hängen sich einen Mühlstein um den Hals, um die kostspielige Tätigkeit "Wohnen" zu finanzieren. Neunzehn Millionen Bürger der Vereinigten Staaten geben ein Drittel ihres Einkommens für diesen Luxus aus, ganz ohne Euro-Sorgen. Die vierte Blase ist die des Papiergelds: Wenn der Dollar, das Zeichen der Freiheit, richtig fällt, fällt weltweit vieles mit. Historische Sozialisten und Kommunisten von Charles Fourier und Henri de Saint-Simon über Robert Owen, Wilhelm Weitling, Marx und Engels bis zu Lenin, Mao, den letzten Verstaatlichern am greisen Rand der Labour Party und beherzten Endzeit-Franziskanern wie Oskar Lafontaine wollten und wollen den Reichtum, den der Kapitalismus produziert, real "gesellschaftlich" machen. Die Funktionäre dessen, was man so Kapital nennt, vernichten und enteignen indes zyklisch, im Rahmen von Wertkrisen, mehr von diesem Reichtum, als jeder historische Sozialist, und wäre er zehn Stalins hoch, mit einem halben Dutzend dämlicher Fünfjahrespläne in den Sand setzen kann."

(Dietmar Dath: "Was ist Geld denn schon?", FAZ 28.6.2002)

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Philip Pullman und klare Sprache

Nach wie vor will es mir nicht gelingen, mich beim ewigen Konflikt zwischen "dunkler" und "klarer" Sprache für eine der beiden Seiten zu entscheiden. Philip Pullman wartet in seinem Essay "Voluntary Service" [Philipp Pullman Guardian] mit einem interessanten Bild auf:

"The aim must always be clarity. It's tempting to feel that if a passage of writing is obscure, it must be very deep. But if the water is murky, the bottom might be only an inch below the surface - you just can't tell. It's much better to write in such a way that the readers can see all the way down; [...]"

Nun ist das sicher nicht neu, ich finde die Passage trotzdem gelungen. Allerdings mit der Einschränkung, daß diese Maxime mit durchaus guten Argumenten in dem Bereich vertreten werden könnte, auf den sich Pullman gerade nicht bezieht, nämlich im wissenschaftlichen. Belletristik oder Lyrik hingegen nach diesem Maßstab zu messen, kommt mir eher fragwürdig vor und hätte bei weniger wohlwollender Interpretation sogar eine reaktionäre Schlagseite.

Gutes Zitat also, nur leider falscher Kontext.

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